Eine Idee für Dresden:
Neue Medienpartnerschaften

Die heutige Idee ist wohlgemerkt weniger eine Idee, nein, es darf ruhig als Aufforderung verstanden werden.

Türchen #13: Medienpartnerschaften gezielt für solche Projekte, die neu sind

Der Hintergrund: Ich nehme mir kurz die Zeit und drösele grob das Wort Medienpartnerschaft auf. Wenn wir von Medien reden, meinen wir hier Medienmarken. Logisch, ich habe nicht allgemein eine Medienpartnerschaft mit dem Fernsehen, sondern mit dem MDR oder dem ZDF und wie sie alle heißen. Das ist wichtig für den zweiten Teil des Wortes.

Eine Partnerschaft ist ein Geben und Nehmen. Konkret geht es dabei mal nicht unbedingt um das Geld, sondern um Leistungen. Veranstalte ich zum Beispiel ein Konzert mit einem bekannten Künstler, der viele Zuschauer zieht, bin ich vielleicht interessant für eine gemeinsame Medienpartnerschaft mit einem Stadtmagazin. Als Veranstalter bekomme ich vielleicht die Aufmerksamkeit der Redaktion und ich habe eventuell auch noch die Möglichkeit kostenfrei oder vergünstigt eine Anzeige zu platzieren. Im Gegenzug hänge ich Banner des Medienpartners auf der Veranstaltung und drucke das Logo mit auf die Plakate. Das ist wichtig für das Stadtmagazin, weil schließlich geht es dabei auch um eine Marke und deren Existenz will weiter „verkündet“ werden.

Wie sich daraus bereits andeutet, sind etablierte Veranstaltungen deutlich im Vorteil. Auf Seiten der Medien können natürlich nicht unendlich viele Partnerschaften abgeschlossen werden, das versteht sich wahrscheinlich von selbst. Bei der Frage, wem man den Vorzug gibt, stehen beidseitig mindestens zwei Kriterien: Zielgruppe und Reichweite. Übersehen wird dabei aber ein wichtiger Punkt. Wenn man sich immer nur an Reichweite orientiert, hat man es beim Gegenüber immer nur mit der etablierten Kultur zu tun. Die entscheidenden Entwicklung, die neuen Ideen von den man auch selbst als Medium profitieren könnte, passieren immer in einem viel früheren Stadium.

Ich will versuchen es an einem Beispiel zu erklären. In Berlin wird der Webmontag #76 zum Thema „Netzpolitik von Süddeutsche.de unterstützt. Natürlich ist die Berliner Web-Szene auch groß genug, dass der Faktor Reichweite klar erfüllt ist, aber Süddeutsche.de bekommt noch mehr. Nämlich direkten Kontakt mit den Denkern und Tüftlern, die sich diesem Thema verschrieben haben und dieses selbst mitgestalten wollen. Da Süddeutsche.de die Entwicklung der Netzpolitik auf breiter journalistischer Ebene thematisieren möchte, sind derartige Kontakte in die Szene natürlich wichtig. Es geht also nicht nur um die Profilierung, sondern die Partnerschaft ist auch inhaltlicher Natur.

Klar liegt auch viel auf der Seite der Veranstalter. Wenn beim Webmontag Dresden bisher noch keiner auf die Idee gekommen ist, sich um Medienpartnerschaften zu kümmern, ist das auch ein Grund. Es tauchen aber auch an anderen Stellen Lücken auf, wo man diese eigentlich müsste füllen können. Warum zum Beispiel hat ein Umundu Festival keine Sächsische Zeitung, keine DNN oder auch keinen MDR als Medienpartner? Ebenfalls beim MobileCamp Dresden, welches 2013 zum fünften Mal stattgefunden hat, fehlen genau diese Medienpartner. Beim Future Mobility Camp Dresden das gleiche. Dessen Macher kann nicht nur auf einen Titel vom Grimme Online Award 2012 für sein Blog „Zukunft Mobilität“ blicken, sondern wurd in Persona auch auf spiegel.de ausführlich vorgestellt. Der MDR hat keinen Innovationsscout, das ist das Problem. Man erwartet wohl, von einer PR-Agentur freundlich mit der Nase drauf gestoßen zu werden.

Die Idee: Die sächsische Medienlandschaft selbst ist alles andere als geprägt von Innovations-gebährenden Think-Tanks. Das beste was ihnen passieren kann, sind Partner, die frisch, unabhängig von großen Strukturen und in einem gewissen Maße frei, diese Verbindungen zu neuen Ideen und Entwicklungen herstellen können. Medien in Sachsen sollten sich Formate ausdenken, die genau darauf spezialisiert sind, vor dem Hintergrund der journalistischen Unabhängigkeit trotzdem und gerade mit möglichst vielen neuen und daher kleinen Projekten Medienpartnerschaften eingehen zu können. In gewisser Weise gehört dies auch mit zur Verantwortung. Immer erst zu warten, bis sich nach langen Durststrecken gegenüber einer auch nicht näher qualifizierbaren Masse eine Relevanz herausgefiltert hat, trägt dieser jedenfalls nicht ausreichend Rechnung. Journalismus sollte den Anspruch verfolgen, auch ungefiltert auf Entwicklungen zu blicken.

Links:

Webmontag Berlin #76 | „Netzpolitik“ powered by Süddeutsch.de

Webmontag Dresden

Umundu Festival 2013

MobileCamp Dresden

Future Mobility Camp Dresden

Zukunft Mobilität

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  • Steffen Peschel
  • 01578 8484285
  • sp@konzeptfreun.de