Am 29. April findet in Leipzig eine Vernetzungsveranstaltung für Sachsens Blogger statt. So gesehen, ist das – kurz vor der großen re:publica, die sich zum 10ten jährt – die erste sächsische Bloggerkonferenz, was die konzeptfreun.de natürlich unbedingt unterstützen. Gleich vorweg: ein paar Rest-Tickets sind noch zu haben.
Der Programmplanung ist zu entnehmen, dass es neben einer ganzen Reihe Sessions über Content, Marketing, Trends, Kooperationen und allerlei anderer spannender Themen auch eine große Abschluss-Diskussion in der Fishbowl-Methode zur Frage „Besser vernetzen – Wie geht das?“ geben wird. Auf diese bin ich persönlich besonders gespannt.
Umfrage: Was ist Vernetzung und wann ist Vernetzung für Dich wertvoll?
Um mich auf diese Diskussionsrunde vorzubereiten, möchte ich in den nächsten Tage ein paar Beiträge zum Thema in die Runde geben und bitte alle, die entweder an der #bsen teilnehmen oder auch unabhängig davon, um die Teilnahme an einer Umfrage.
Die Ergebnisse dieser Umfrage möchte ich im Blog zur Konferenz zusammenfassen, aber auch dafür nutzen, um auf Fragen gestoßen zu werden, die Anlass für ein/zwei weitere Blogbeiträge im Vorfeld zur #bsen ergeben.
Erfahrungen zum Thema Netzwerken
Mit Blick auf die Projekte der konzeptfreun.de, ist das Netzwerken und Arbeiten über Communities für mich nicht einfach eine Erweiterung, sondern eine essentielle Grundlage. Hier eine kleine Sammlung an Erfahrungen, die ich selbst in die Diskussion mit einbringen möchte.
Der Unterschied zwischen dem Netzwerken und einem Netzwerk
Um verständlich zu bleiben, betone ich kurz den Unterschied zwischen der Tätigkeit zu netzwerken und der Struktur eines Netzwerkes. Teil eines Netzwerkes zu werden, ist relativ leicht. Wir haben die verschiedendsten Social Media-Plattformen, wir haben Vereine oder Genossenschaften und alle werden wir in eine Familie hineingeboren. Netzwerke gibt es vielfältig und sie sind sehr individuell. Darüber zu scchreiben, würde ich möchte an dieser Stelle anderen überlassen. Anders verhält es sich bei der Frage nach dem Netzwerken als Tatigkeit. Selbst aktiv werden, sich mit anderen vernetzen, warum ist das wichtig und wie schwierig ist das eigentlich?
Netzwerken ist ein Aufgabengebiet ohne eingrenzbare Aufgabenbeschreibung
Das Netzwerken an sich ist allgegenwärtig. Welche Aufgaben und Fähigkeiten dahinter stecken und damit einen guten Netzwerker oder eine gute Netzwerkerin von weniger guten unterscheidet, ist allerdings nicht wirklich definitiert. Sicherlich lässt sich auch hierfür gute Literatur finden, allerdings findet man eher solche über Teilaspekte des Netzwerkens. „Wie bediene ich ein Facebook? Was ist Content Marketing?“ oder etwa „Was gelingt mir Pressearbeit?“, überall da spielt das Netzwerken eine große Rolle und bildet so etwas wie die Grundlage. Nicht selten wird die Fähigkeit zum Netzwerken regelrecht voraus gesetzt, aber nicht gesondert beschrieben.
Netzwerken ist eine Kulturtechnik, die an Bedeutung gewinnt
Richtig verwunderlich ist der fehlende Fokus nicht, denn es gibt hier ein klassisches Henne-Ei-Problem. Reden wir beim Netzwerken vom Einsatz von Werkzeugen, dem Verfolgen einer Strategie oder sind nicht eigentlich soziale Fähigkeiten die Grundlage? Es ist von allem etwas, bzw. wenn nicht sogar von allem das volle Programm! Hinzu kommt: alles bedingt einander.
Dass das Netzwerken nichts grundlegend neues sind, brauche ich nicht zu erwähnen. Mit dem Social Web haben wir aber eine Menge Werkzeuge für das Netzwerken bekommen und wir können sehr wohl einen Paradigmenwechsel beschreiben. Ein Wechsel, der das Netzwerken noch einmal neu definieren könnte. Vorher war es so, dass soziale Fähigkeiten und auch die Stellung innerhalb einer Hierarchie ausschlaggebend waren. Werkezuge waren eher noch zweitrangig – das heißt, sie ersetzten soziale Fähigkeiten und die Stellung nicht.
Dass das Social Web aber nicht nur Werkzeuge mit sich bringt, sondern auch ganz neue Strategien ermöglicht, Einfluss auf das soziale Miteinander und ganz besonders die Frage der Hirarchie hat, ist genau das, was wir die letzten Jahre groß diskutieren. Über die Werkzeuge lernen und justieren wir. Wie gut das klappt und mit welchen (Zwischen)Ergebnissen wir dabei konfrontiert werden, ist noch mal eine andere Diskussion. Insgesamt würde ich aber festhalten: das Netzwerken ist eine Kulturtechnik und gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Weniger Hierarchie spielt dem Netzwerken zu
In verschiedenen Veranstaltungsformaten oder auch diversen Formaten der Zusammenarbeit wird das Netzwerken für den Einzelnen zusätzlich durch weniger oder nur sehr flache Hierarchien interessanter. So sind Barcamps oder auch ein Formate wie die „Fuck-up Nights“ nicht zuletzt Netzwerk-Veranstaltungen. Wir lernen aus individuellen Herausforderungen oder sogar Fehlern, dass es dem Einzelnen mehr nützt, Wissen zu teilen, um letztlich gemeinschaftlich zu profitieren. Ganz wichtig ist hier, dass die Entscheidung bei dem oder der Einzelnen liegt. Der oder die Einzelne entscheidet und nicht erst nach Zustimmung eines oder einer Vorgesetzten. Vom Chef dazu verdonnert zu werden, über seine Probleme und begangenen Fehler zu sprechen? Das wird absehbar nur wenig Neues für die Gemeinschaft zutage führen.
Der Nutzen des Netzwerkens ist individuell
Ich persönlich investiere relativ viel Zeit in das Netzwerken. Ganz praktisch heißt das: mich für andere und anderes zu interessieren, auf Veranstaltungen zu gehen, persönliche Kontakte zu pflegen, mich über Blogposts, Tweets und andere Kanäle einzubringen und allgemein erreichbar zu sein. Was daraus wird, ist eigentlich nur schwer vorhersehbar. Tatsächlich werde ich nach wie vor überrascht, was ich alles lerne und welche Entwicklungen etwas nehmen kann. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf.
Netzwerken ist aufwändig und fordert ein breites Interessensfeld
Tatsächlich hilft es wenig, sich nur für seine eigenen Probleme und Lösungen zu interessieren. Auf der anderen Seite bietet das Netzwerken auch viel Potential sich zu verzetteln. Wirklich verhindern kann man das nur, wenn man selbst sehr gut weiß, was man will. Wenn ich eine besondere Schwierigkeit beim Netzwerken beschreiben müsste, dann wäre es genau das. Allerdings lässt sich das auch relativieren. Wenn du nämlich nicht weißt, was du willst, kann es dir gerade helfen, möglichst viele Menschen kennenzulernen und dich mit ihnen darüber zu unterhalten was sie machen.
Es gibt sehr viele Netzwerk-Veranstaltungen, aber im Grunde viel zu wenige Netzwerker
Wenn ich mir die Anzahl an Netzwerkveranstaltungen anschaue, komme ich schon manchmal ins Grübeln, ob dafür wirklich genügend Netzwerker unterwegs sind. Zumindest an Überschneidungen der Interessensfelder erlebe ich wenig. Auf Veranstaltungen für Kunsthistoriker gehen Kunsthistoriker, auf Veranstaltungen für Startup gehen Freelancer und Menschen aus Startups, auf Veranstaltungen für Vereine, gehen Menschen aus Vereinen und so weiter und so fort. Das ist auf der einen Seite nachvollziehbar, vernachlässigt aber auch das eigentliche Potential.
Wenn wir jetzt auf die Themen schauen, die auf der #bsen besprochen werden sollen, dann gibt es diese Trennung eigentlich nicht wirklich. Auch ein Verein braucht heute mehr als nur eine statische Webseite und allein die reine Präsenz auf Facebook erzeugt noch keinen wirklichen Unterschied. Als Museum hatte ich sicher schon einmal das Stichwort Bloggerrelations auf dem Bildschirm. Logisch wäre nur, auf der #bsen sämtliche Social Media-Verantwortliche sächsischer Museen und Theater anzutreffen. Das gleiche gilt für Unternehmen und die Stadtverwaltungen.
Womit ich letztlich wieder zur Umfrage komme. Damit gute und stärkere Netzwerke entstehen, müssen sehr viel mehr Menschen über ihr eigenes Tun etwas investieren. Es kann sein, dass wir dafür noch mehr Rechtfertigung brauchen. Um dem entgegen zu gehen, meine Frage: Was ist Vernetzung und wann ist Vernetzung für Dich wertvoll?
Ich freue mich auf viele und vielfältige Antworten und bitte darum diese Umfragen recht weit zu teilen.