lichtsicht projektions-biennale

„Zentren brauchen Kunst“ (Robert Wilson)

Am 28. November reiste ich erneut nach Bad Rothenfelde. Die lichtsicht Projektions-Biennale lud zum #lichtsicht Tweetup und ich konnte die Projektionen endlich selbst und aus der Nähe anschauen. Auf der Twitterwall kann man sich noch recht gut einen Eindruck verschaffen.

Als ich jetzt wieder die Dokumentations-Videos fiel mir etwas auf, das mir im Vorfeld weniger bewusst geworden ist. Sowohl Paul Anczykowski, Peter Weibel, William Kentridge als auch Robert Wilson beziehen sich in ihren Aussagen nicht allein auf die Kunst, sondern ganz besonders stark auch auf den Ort.

Frage: „Was gefiel Ihnen an dieser Herausforderung, mit diesem Gradierwerk zu arbeiten?“

Robert Wilson: „Sie bilden das Zentrum für diese Gegend. Ich halte es für wichtig, dass Gemeinden über ein Zentrum verfügen. Und Zentren brauchen Kunst. Kunst ist eines der wenigen Dinge, die Menschen zusammenbringt. Kunst und Kultur. […]“

Wenn ich mir bisher mit Architektur beschäftigt habe, fand ich die Idee des Zentrums immer am interessantesten. Weil es den Menschen als Wesen in Gesellschaft direkt adressiert. Wir Menschen brauchen die Begegnung und ohne dass wir uns dem immer bewusst werden, schafft Architektur dabei die wichtigsten Rahmenbedingungen.

Die #stART11 zeigte durch Gegensätze die Besonderheit des Raums

Ich kann mich noch sehr gut an die stARTconference 2011 erinnern, die in zwei sehr gegensätzlichen Häusern stattfand und wenn ich mich an etwas zuerst erinnere, dann daran. Die Gegensätze verstärkten das jeweils andere. Das eine Gebäude war ein modernes Konferenzgebäude mit viel Glas und sehr hohen Räumen. Das zweite war eine alte Kirche, die nicht mehr als solche genutzt wurde. Der Gegensatz war es, der mich so stark beeindruckt hat und mir klar machte: Es ist der Raum und der vorhandene Kontext, der die Menschen zueinander bringt.

Da ich noch immer die Tweets der #stART11 archiviert habe, konnte ich noch mal ein paar andere O-Töne rauskramen von damals:

Sich verändernde Städte und deren Zentren

Orte verändern sich. Die Großstädte werden größer und die Kleinstädte durchaus kleiner. Klingt banal, ist aber äußerst komplex. Was macht einen Ort eigentlich attraktiv? Wenn es die Zentren sind, dann sind dann doch vor allem wieder die Menschen, weil dann geht es um die Frage, ob ich anderen Menschen begegnen kann.

Was aber ist ein Zentrum und vor allem, was war es früher und was ist es heute? Auch das hat sich vielfach verändert die letzten 20 Jahre. Ich denke da vor allem daran, dass der Einzelhandel größtenteils von Großmärkten an den Stadträndern „abgelöst“ wurde. Dieser Entwicklung hat man schon lange versucht entgegen zu wirken, trotzdem: Gehen die Einwohner einer 30.000 Einwohner großen Gemeinde ins Zentrum, um einzukaufen?

Wenn ich so an meine Kleinstadt denke, in der ich aufgewachsen bin, hat dort Kunst und Kultur als Merkmal für Zentren nicht unbedingt massiv zugenommen, aber es ist spürbar zugenommen, aber als ich einmal davon regelrecht überrascht wurde, war das vor allem positiv und ein richtig gutes Gefühl.

Die lichtsicht in Bad Rothenfelde mit interaktiven Werken

Vor diesem Hintergrund wird für mich zumindest immer klarer, welcher Aufgabe sich die lichtsicht stellt. Bad Rothenfelde hat definitiv auch andere Gründe, warum man in das Zentrum gehen kann, die Gradierwerke sind auch am Tage schon beeindruckend und an einem lauen Sommertag sich mit Freunden im anliegenden Park zu treffen, stelle ich mir gut vor. Die Chance aber zu erkennen, diese Wände als Projektionsfläche für eine Kunstbiennale zu nutzen, dazu kann ich nur gratulieren.

Besonders gefallen haben mir tatsächlich die interaktiven Werke. „Aspect“ von Random International sogar noch mal um einiges mehr als der Feuerwall.

Jeder Ort muss seinen eigenen Weg finden

Ich denke Robert Wilson hat es mit dem kurzen Satz „Zentren brauchen Kunst.“ sehr gut getroffen. Dass Projektionskunst dabei eine große Rolle spielt, liegt auf der Hand, aber auch jede andere Form und Ausprägung ist möglich. Ernsthaftigkeit und nicht allein Schönheit und Größe ist der Schlüssel. Jede Art von Interaktion provoziert zudem noch viel stärker die tatsächliche Begegnung. Wessen Schatten das wohl waren?

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