Meines Erachtens völlig zu unrecht, wurde bisher einer Neuerung auf Twitter viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Ergebnisse der Suche auf Twitter reichen jetzt nicht mehr nur 10 oder 14 Tage zurück, sondern bringen seit Anfang Februar 2013 auch ältere Tweets wieder „ans Tageslicht“. Sehr viel ältere Tweets sogar. Dadurch ergeben sich plötzlich ganz neue Szenarien für dein Einsatz von Twitter.
Beispielsweise kann ich mir so die Tweets der leider nur wenig dokumentierten Mobile Camps in Dresden aus dem Jahren 2009, 2010 und 2011 ansehen. Auch kann ich mir anzeigen lassen, was ich selbst bisher alles so zum Thema Kunst vertwittert habe. Genauso wie ich so sehen kann, wer schon etwas zum Thema Kreativwirtschaft und Dresden getwittert hat.
Interaktion bestimmt den Wert eines Tweets.
Nicht vergessen darf man natürlich, Twitter zeigt eventuell nur einen Ausschnitt, nur einen Teil aller Tweets. Im eigenen Blog schreibt Twitter, dass für die Auswahl der angezeigten Tweets verschiedenen Faktoren wie Retweets oder auch Klicks auf Links herangezogen werden.
We look at a variety of types of engagement, like favorites, retweets and clicks, to determine which Tweets to show. We’ll be steadily increasing this percentage over time, and ultimately, aim to surface the best content for your query.
Die Suche nach Tweets, die ich während der stARTconference 2011 unter dem Hashtag #stART11 getwittert habe, bringt z.B. gerade einmal 14 Ergebnisse. Mein Twitterarchiv, welches man sich mittlerweile direkt herunterladen kann, zeigt mir aber 110 Tweets. Retweets, Favs, Klicks und andere Interaktionsmöglichkeiten, bestimmen also über den Wert einer Information. Dahinter lässt sich eine Idee mit vermuten, die funktionieren kann. Die Praxis muss natürlich zeigen, ob es funktioniert. Schaut man auf den Hashtag der vergangen re:publica kommt man tatsächlich zu einem Einblick, was vor ca. einem Jahr passierte und das, zumindest bei mir, komplett ohne Spam.
Twitter als Wissensspeicher und Dokumentation.
Mit den Möglichkeiten, Twitter gezielt für das Abspeichern von Wissen zu nutzen, habe ich schon vor einer ganzen Weile experimentiert. Für die stARTconference 2010 habe ich z.B. eine Tweetdokumentation erstellt, bei der man sich die Tweets der einzelnen Sessions anzeigen lassen kann. Auf diese Weise ist sogar der offizielle Lauch der Crowdfunding Plattform Startnext dokumentiert.
Mittlerweile gibt genau für diesen Anwendungsfall professionelle Lösungen wie Eventifier, hier am Beispiel des Mobile Camp Dresden 2012. Ein Beispiel, das aufzeigt, welche Qualität allein über die Tweets der TeilnehmerInnen erreicht werden kann. Soll es etwas einfach und kostengünstiger sein, empfiehlt sich Storify. Der Vorteil an Storify ist definitiv die Möglichkeit, die Tweets als gesammeltes Gesamtwerk in andere Webseiten einbinden zu können, wie hier am Beispiel des Kultur Tweetups im Museum Körnigreich zu sehen ist.
Noch einmal einfacher wird es nun dadurch, dass Twitter selbst die Tweets wieder auffindbar macht. Vorraussetzung ist natürlich mindestens ein gemeinsamer Hashtag.
Natürlich ist der Markenname selbst auf Twitter genauso wichtig. Der Unterschied ist allerdings, Hashtags sind innerhalb von Twitter und eigentlich allen gängigen Applikationen klickbar und geben damit einen möglichen Trampelpfad im Internet vor.
Ein Hashtag gehört zur Marke dazu!
Genauso wie es jetzt noch einfacher sein wird, seine Geschichte über Twitter zu erzählen, heißt das nun auch um so mehr, die Ideen des Social Web mit den eigenen zu verweben und die Kunden und Gesprächspartner ernst zu nehmen. Leichter wird es nämlich für alle, man erinnere sich nur an #vodafail.
Mit diesem Schritt, die Tweets über einen sehr langen Zeitraum auffindbar zu machen, ist Twitter jetzt nicht mehr nur Echtzeitmedium, sondern auch eine große Zeitmaschine mit vielen kleinen Türen zu vielen kleinen sich zu hiebfesten Geschichten verdichtenden roten Fäden, die nur darauf warten, gefunden zu werden. Da Retweets, Favs und Klicks darüber entscheiden, welche dieser Türen (Tweets) für die Nachwelt erhalten bleiben, sind es letztlich die Kunden, die die Story zur Marke schreiben.
Um so wichtiger also, auch die Hashtags der eigenen Marke, der Projekte und Produkte langfristig ernst zu nehmen und in die Überlegungen für die Markenkommunikation zu integrieren.
Im Kunst- und Kulturbereich ist vor allem bei Veranstaltungen zu überlegen, ob es sinnvoll ist, einen Hashtag vorzugeben. Kann man diese Frage mit „Ja“ beantworten, sollte man auch den nächsten Schritt gehen und sich bereits vorher überlegen, welche Geschichte man darüber selbst erzählen möchte und welche Medien (Text, Bild, Ton, Video, …) sich dafür am besten eignen.