Ich gehe jetzt mal frech davon aus, dass wir alle schon mal auf einer Konferenz waren. Ich weiß, es stimmt nicht, aber es macht mir für meine Erklärung wesentlich leichter, vor allem, wenn man mit dem Satz mit „Ihr kennt das.“ anfängt.
Türchen #10: Zeit ist ein knappes Gut, wir sollten es nicht mit Langeweile füllen.
Der Hintergrund: Ihr kennt das. Ihr seid auf einer Konferenz, wahlweise auch auf einer Preisverleihung des Ministeriums XY. Es treffen sich durchaus viele Menschen. Unter ihnen sind auch solche, die man gern mal kennenlernen möchte, nur weiß man das noch nicht, man kann es nur vermuten. Im Programm findet man auch den Punkt „get together“, gibt Essen, man schlürft Kaffee und was passiert? Nichts. Oder weniger als es zufriedenstellt.
Klar, es gibt immer Möglichkeiten miteinander ins Gespräch zu kommen. Man hat die Möglichkeit sich aufzudrängeln, mit der nötigen Selbstsicherheit steckt man die anfängliche Verwirrung locker weg. Vielleicht ist man aber auch Entertainer und hat immer einen passenden Spruch parat. Oder man geht ganz locker an die Sache, spricht offen, fragt ehrlich, ist interessiert an immer neuen Gesprächspartnern und begibt sich federleicht von einer Gesprächswelt in die nächste.
Vorteilhaft ist auch ein gutes Namensgedächtnis, gepaart mit dem Vermögen Menschen wiederzuerkennnen, selbst wenn man sie nur von 10 Jahre alten Fotos her kennst. Die Checker unter uns gehen natürlich strategischer vor, haben vorher genau ausgespäht, mit wem man ins Gespräch kommen muss, hängen sich an und fragen bestenfalls noch jemand, ob er oder sie ihn nicht mal vorstellen können.
Alles gut und schön, aber ganz ehrlich, ich bin das alles nicht. Ich komme mir relativ schnell doof vor, wenn ich mich beim Aufdrängeln erwische. Unterhaltungskünstler bin ich auch nicht und ich lerne Menschen eigentlich am liebsten kennen, indem ich erst einmal.
Ich lebe und liebe Pull-Kommunikation, d.h. auf jeder noch so feinen Preisverleihung hätte ich eigentlich und am liebsten erst einmal große Vorstellungsrunde mit jeweils drei oder fünf Schlagworten pro Person. Dadurch erhalte ich als Teilnehmer einen recht guten Überblick über alle Anwesenden und kann Gespräche dort zu vertiefen, wo es mir zu passen scheint. Die Vorstellungsrunde und die Schlagworte sind gleich perfekte Aufhänger und ich muss nicht _irgendwas_ sagen. Dass das jetzt nicht ganz so einfach ist, das ein Element aus dem Rahmen heraus zu nehmem , um es woanders wieder einzusetzen, weiß ich jetzt auch. Vielleicht aber finden wir auch einen Weg.
Die Idee: Dass es auch anders geht, zeigen ja nicht zuletzt die Barcamps, auf denen die bereits erwähnte Vorstellungsrunde mit den drei Schlagworten praktiziert wird. Ein Barcamp ist ein Konferenzformat, das die klassische Konferenz auf dem Kopf stellt, nicht nur in der Art, wie sich Menschen gegenseitig begegnen. Die Idee kann also nicht sein, einfach ein Element aus dem einen zu nehmen. um es dann dem anderen über zu helfen.
Sehr wohl aber kann man prüfen, wie man Erkenntnisse aus neuen Veranstaltungsformaten für das alte, wohl immer noch wichtige Format nutzen kann. Dresden könnte mit seinen vor Ort stattfindenden Konferenzen und Preisverleihungen in der Praxis Feldforschung betreiben und sich darüber ein Alleinstellungsmerkmal aufbauen.
Ich denke, dass ein Schlüssel tatsächlich in der Vorstellungsrunde und deren Adaptionen liegen kann. Vorstellbar wäre eine Mischung aus haptischen „Bauklötzern“ mit digitalen Anschluss und spielerischen Anreizen. Eventuell ein Fall für die Technische Visualistik der TU Dresden.